BEITRÄGE
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Präsentationen (PowerPoint-Dateien als PDF):
- Klimawandel und Talsperrenbewirtschaftung im Harz | Maren Dietze, Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt; Patrick Nistahl, Harzwasserwerke GmbH; Markus Möller, Thüringer Fernwasserversorgung AöR
- Förderprojekt der Talsperre Steina – Vorstellung des Projekts | Stefan Joedicke, Stadtwerke Bad Sachsa GmbH, Christian Kiechle, Hydro-Elektrik GmbH Ravensburg, Dirk Schrader, Rinne & Partner
- Neue Talsperren in Niedersachsen? | Andreas Lange, Harzwasserwerke GmbH, Hildesheim
- Synergien zwischen Wasserwirtschaft und Forschung zur Klimaanpassung von Trinkwassertalsperren | Karsten Rinke, UFZ, Dept. Seenforschung
- Auswirkungen des Klimawandels auf den Trinkwasserbedarf | Matthias Standfuß, Elbaue-Ostharz GmbH
Kurzfassungen der Vorträge:
Nationale Wasserstrategie und Klimaanpassungsstrategie: Wege für Talsperren im Klimawandel | Anett Baum, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, BonnNationale WasserstrategieDie Nationale Wasserstrategie (NWS) der Bundesregierung wurde am 15. März 2023 im Kabinett verabschiedet. Sie bündelt die Herausforderungen für eine zukunftsfähige Wasserwirtschaft in zehn strategischen Themenfelder und konkretisiert den Handlungsbedarf über das Aktionsprogramm Wasser mit 78 konkreten Einzelmaßnahmen, die bis zum Jahr 2030 auf den Weg gebracht werden sollen. Die NWS ist ein Gemeinschaftsprojekt, das nur gemeinsam von Bund und Ländern und im Zusammenwirken aller wasserwirtschaftlichen Akteurinnen und Akteure umgesetzt werden kann. Für den Umsetzungsprozess werden derzeit in einer Bestandsaufnahme die laufenden Aktivitäten und bereits geleisteten Vorarbeiten zu den einzelnen Aktionen gebündelt und da-bei auch bereits laufende Aktivitäten einbezogen. Eine hohe Priorität bei der Umsetzung wird u. a . die Erarbeitung der Leitlinie zum Umgang mit Wasserknappheit haben.Die Talsperren und Stauseen in Deutschland bilden einen bedeutsamen Bestandteil der wasserwirtschaftlichen Infrastruktur. Diese Stauanlagen werden zunehmend multifunktional in das Gesamtsystem der Wasserwirtschaft im Einzugsgebiet integriert und so neben der Trink- und Brauchwasserversorgung für die Niedrigwasseraufhöhung, den Hochwasserschutz, den Naturschutz und die Naherholung genutzt. Beispielhaft vier Aktionen der Nationalen Wasserstrategie:1. NWS Aktion 7: Leitbilder für den regionalen, naturnahen Wasserhaushalt2. NWS Aktion 35: Entwicklung und Implementierung eines risikobasierten Ansatzes für die Einzugsgebiete von Entnahmestellen für die Trinkwassergewinnung3. NWS Aktion 43: Identifikation und Bewertung potenzieller Synergien des Hoch- und Niedrigwasserrisikomanagements insbesondere mit Blick auf Speichermanagement4. NWS Aktion 47: Bundesweit einheitliche Leitlinien für regionale Wasserversorgungskonzepte erstellen Um die Ziele der Nationalen Wasserstrategie in die Breite zu tragen und das Bewusstsein aller Akteurinnen und Akteure für die Ressource Wasser zu schärfen, wird der Umsetzungsprozess durch eine Öffentlichkeitskampagne begleitet werden. Die Nationale Wasserstrategie kann in einer Lang- und Kurzfassung hier heruntergeladen werden: https://www.bmuv.de/download/nationale-wasserstrategie-2023. Klimaanpassungsgesetz und KlimaanpassungsstrategieAm 22.12.2023 wurde das Klimaanpassungsgesetz im Bundesgesetzblatt veröffentlicht und setzt erstmals einen einheitlichen Rahmen für alle Akteurinnen und Akteure zur Berücksichtigung der Belange zur Klimaanpassung und zur Risikovorsorge. Das Gesetz wird durch die Klimaanpassungsstrategie der Bundesregierung unterstützt, für die nach einem intensiven Arbeitsprozess im Oktober 2023 die Rohentwürfe für messbare Ziele vorlagen.Im November 2023 stellte das BMUV den DAS-Monitoringbericht (DAS Deutsche Anpassungsstrategie) der Öffentlichkeit vor, der für 117 Indikatoren die Trends der Klimawirkungen, aber auch die Reaktionen der Gesellschaft und Politik dokumentiert. Die wichtigsten Ergebnisse sind: Die Temperaturen von Luft, Wasser und Boden stiegen weiter und damit verstärkten sich auch die Auswirkungen für Umwelt, Mensch und insbesondere den Wasserhaushalt. In der Wasserbilanz kam es zwischen 2018 und 2020 zu massiven Verlusten. Deutschland gehört zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit. Es verliert seit dem Jahr 2000 pro Jahr 2,5 Kubikkilometer des verfügbaren Wassers. In den Jahren 2019 bis 2021 wurden vielerorts Rekordunterschreitungen der langjährigen niedrigsten Grundwasserstände an den Messstellen ermittelt. Die Wirkungen der Dürrejahre waren auch 2023 noch nicht ausgeglichen. Das Förderprogramm zu „Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ wird fortgesetzt https://www.bmuv.de/programm/foerderung-von-massnahmen-zur-anpassung-an-die-folgen-des-klimawandels. Das BMUV fördert zum Beispiel kommunale Klimaanpassungsmanager:innen vor Ort, die Erstellung von Anpassungskonzepten, und finanziert ausgewählte konkrete investive Maßnahmen aus entwickelten Anpassungskonzepten.Das Zentrum Klima Anpassung (ZKA), das seit 2021 besteht, verstetigt sein Beratungsprogramm und vernetzt die wachsende Anzahl kommunaler Akteure. https://zentrum-klimaanpassung.de/.Neben weiteren Aktivitäten organisierte das ZKA im Auftrag des BMUV die bundesweit stattfindende „Woche der Klimaanpassung“ die jährlich im September stattfindet. Auch in 2024 ist sie wieder vom 16.09. – 20.09. geplant. Siehe: https://zentrum-klimaanpassung.de/woche-klimaanpassung. Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK)Mit einem breit angelegten Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) will die Bundesregierung den allgemeinen Zustand der Ökosysteme in Deutschland deutlich verbessern und ihre Klimaschutzleistung stärken. Der Natürliche Klimaschutz kann substanziell dazu beitragen, die Ziele der Bundesregierung zum Klimaschutz und zum Schutz der biologischen Vielfalt zu erreichen. Auch zur Vorsorge gegen die Folgen der Klimakrise ergeben sich häufig Synergien. Das ANK mit insgesamt 69 Maßnahmen in zehn Handlungsfeldern wurde im März 2023 von der Bundesregierung beschlossen.Für alle Arten von Ökosystemen gilt, dass mehr Naturnähe und Diversität auch mehr Resilienz bewirken. Das ANK beinhaltet im Kern finanzielle Fördermaßnahmen für zehn Handlungsfelder, u. a. für Moorschutz, naturnahen Wasserhaushalt, Meere und Küsten, Wälder, Böden sowie Siedlungs- und Verkehrsflächen. Zur Finanzierung von Natürlichem Klimaschutz sollen nach dem Vorschlag der Bundesregierung von 2024 bis 2027 insgesamt 3,5 Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds zur Verfügung gestellt werden. Bestimmte Maßnahmen des ANK sollen u. a. zur Umsetzung der Nationalen Wasserstrategie und der Nationalen Moorschutzstrategie genutzt werden. Klimawandel und Talsperrenbewirtschaftung im Harz | Maren Dietze, Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt; Patrick Nistahl, Harzwasserwerke GmbH; Markus Möller, Thüringer Fernwasserversorgung AöRDie große Mehrzahl der Klimaprognosen für Mitteleuropa sagt für die kommenden Jahrzehnte steigende Temperaturen, geringere Schneerücklagen, eine höhere Verdunstung sowie eine Abnahme der klimatischen Wasserbilanz insbesondere im Sommerhalbjahr voraus. Auch im Harz als höchstes Mittelgebirge Norddeutschlands ist als direkte Folge perspektivisch mit längeren und intensiveren Trockenperioden sowie insgesamt stärker schwankenden Zuflussmengen zu rechnen. Es stellt sich mit Blick auf die Klimaprognosen für den Harz die Frage, ob die Rohwasserbereitstellung aus den Trinkwassertalsperren auch in Zukunft sicher ist. Das öffentliche sowie das fachliche Interesse an dieser Thematik ist groß. In den letzten 10 Jahren ist festzustellen, dass die Zuflussmengen in den Einzugsgebieten der Trinkwassertalsperren im Harz im Zeitraum von 2001 – 2023 im Südharz um fast 27 %, im Ostharz um fast 21 % und im Westharz um 8 – 16 % zurückgegangen sind, während die mittleren jährlichen Rohwasserbedarfe gleichbleibend bzw. gestiegen sind. Bisher war die jährliche Zuflussmenge bei allen drei Betreibern aus dem Harz in den letzten 10 Jahren immer noch ausreichend groß genug gewesen um die Rohwasserbereitstellung absichern zu können. Im Beitrag werden die meteorologischen-hydrologischen Veränderungen in verschieden Einzugsgebieten des Harzes in den letzten Jahren und die Herangehensweise zur Sicherung der Rohwasserbereitstellung, auch unter Berücksichtigung der Aufeinanderfolge von extremen Trockenjahren dargestellt. Im Vergleich von Zeitreihen zeigen sich bei den meteorologisch-hydrologischen Daten, wie z. B. bei der Lufttemperatur, dem Niederschlag und der Schneelage, sowie bei den Zuflüssen markante Veränderungen. Somit kann festgestellt werden, dass im Harz bereits jetzt die Auswirkungen des Klimawandels zu beobachten sind. Erschwerend kommen das in den Jahren ab 2018 rasant voranschreitende Absterben der großer bewaldeter Flächen in den Einzugsgebieten hinzu. Auf die sich abzeichnende Verringerung des Wasserdargebotes müssen sich Talsperrenbetreiber einstellen und Strategien (Betriebsweisen) entwickeln, um die Versorgung mit ausreichend gutem Rohwasser auch in Zukunft sicherstellen zu können. Trockenheit wird dann zum Problem, wenn das jährliche Wasserdargebot geringer ist als der Wasserbedarf und die Minderung nicht mehr ausreichend über den Stauraum der Talsperre ausgeglichen werden kann.Talsperrenbetreiber haben sich mit vielfältigen Themen diesbezüglich zu befassen u.a. anlagenspezifischen Mindeststauinhalt, baulichen Anpassungen sowie Anpassungen der Betriebsregime.Förderprojekt der Talsperre Steina – Vorstellung des Projekts | Stefan Joedicke, Stadtwerke Bad Sachsa GmbH, Christian Kiechle, Hydro-Elektrik GmbH Ravensburg, Dirk Schrader, Rinne & PartnerDie Wasserversorgung in Deutschland unter dem Vorzeichen der Klimakrise setzt die vorhandene Wassergewinnungs- und Aufbereitungsinfrastruktur unter erheblichen Anpassungsdruck, um langfristig eine gleichbleibend hohe Wasserqualität gewährleisten zu können. Mit den bereits im Bundes-Haushaltsplan veranschlagten Mitteln wird die klimawandelgerechte Trinkwasseraufbereitung am Beispiel der Talsperre Steina gefördert. Der Bund wirkt hier an der Installation einer klimawandelgerechten Trinkwasseraufbereitung aus dem Rohwasser der Talsperre Steina mit, um mit Hilfe moderner und modular aufgebauter Filteranlagen die Wasserversorgung auch zukünftig sicherstellen zu können. Dabei soll mit Bundesmitteln an diesem Beispiel konkret aufgezeigt werden, wie die Trinkwasserversorgung besonders bei kleinen Talsperren mit kleinen Einzugsgebieten mit Hilfe moderner Verfahren klimawandelgerecht zukunftsfit aufgestellt werden kann. Die Ergebnisse lassen sich dann auf ähnlich gelagerte Projekte übertragen. Der Klimawandel zeigt in dieser Harz-Region bereits deutliche Auswirkungen auf Wasserdargebot, -qualität und -bedarf. Die unter anderem klimawandelbedingte Abholzung großer Waldflächen (Borkenkäferbefall, abgestorbener und geschwächter Fichten-Monokulturen) im Einzugsgebiet der Talsperre verursacht eine Änderung der Wasserbilanz und vermindert die natürliche Schutz- und Filterfunktion des Waldes und des Waldbodens. Hierdurch und durch die zunehmenden Starkregenereignisse, fortwährende forstwirtschaftliche Arbeiten, werden die Erosionsprozesse verstärkt und somit vermehrt Stoffe in die Talsperre eingetragen, die einen Einfluss auf die Hydrobiologie und -chemie des Gewässers haben. Bei der klimawandelgerechten Trinkwasser-aufbereitung am Beispiel der Talsperre Steina werden ein Integriertes Wasserressourcen-Management (IWRM) angestrebt und gezielte Schutzmaßnahmen im Einzugsgebiet, sowie die klimawandelgerechte Ertüchtigung und Bewirtschaftung der Talsperre und die angepasste Aufbereitung des Rohwassers aus der Talsperre berücksichtigt. In sich stetig verändernden Umweltbedingungen ändert sich also auch Rohwassergüte und Zusammensetzung. Das stellt den Versorger vor große Herausforderungen. Die bestehende Anlagentechnologie der Wasseraufbereitung kann dieser Herausforderung nicht standhalten. Nach umfangreicher Prüfung des Gesamtversorgungssystems kann im Ergebnis auf diese Anlage nicht verzichtet werden. Folglich wurde eine Lösung gesucht, die Aufbereitungstechnologie an die geänderten Rahmenbedingungen heranzuführen. Nach intensiver Vorplanung und Marktrecherche wurde über eine Pilotanlage ein neues Aufbereitungsverfahren unter Verwendung einer Ozonierung am Standort erfolgreich etabliert. Die Daten der Pilotanlage wurden zur Planung des neuen Wasserwerks herangezogen und entwickelt.Die Umsetzung der Maßnahme erfolgt unter großer öffentlicher Anteilnahme und mit Begleitung durch das BMUV. Vor dem Hintergrund der Entwicklung einer nachhaltigen, auf Dritte übertragbare Lösung der Wasseraufbereitungsmethodik, wird die Maßnahme mit einer Anteilsfinanzierung durch das BMUV gefördert.Nach Abschluss der Planungen und Genehmigung aller Bautätigkeiten erfolgten vier öffentliche Ausschreibungen zu den Hauptgewerken Rohrleitungsbau, Tiefbau, Hochbau (Holzgebäude) und Anlagentechnik. Die Arbeiten befinden sich in Umsetzung. Die Anlage soll bis Ende 2024 in Betrieb genommen werden. Trockenheit und Hochwasser aus Sicht des Talsperrenbetreibers | Claudia Klerx, WupperverbandKlimawandel bedeutet derzeit für Talsperrenbetreiber, mit Extremen umgehen und Nutzungskonflikte zwischen Trinkwasserbereitstellung, Niedrigwasseraufhöhung, Hochwasserschutz sowie ggf. weiteren Nutzungen auflösen zu müssen. Dazu ist ein hohes Maß an Flexibilität in Bezug auf das Talsperrenmagement gefragt. Während die ersten 15 Jahre dieses Jahrhunderts, an der Großen Dhünn, der zweitgrößten reinen Trinkwasser-Talsperre Deutschlands, durch negative Speicherbilanzen geprägt waren und in Folge dessen 2015/16 die Rohwasserentnahme erstmalig verringert wurde, um den Speicher zu schonen, waren die Jahre 2016 und 2021 durch hohe Zuflussmengen gekennzeichnet. Beim Hochwasser 2021 flossen der Großen Dhünn-Talsperre innerhalb einer kurzen Zeit 8,5 Mio m³ Wasser zu, was in Bezug auf die Talsperre zu einer Konsolidierung des geringen Speicherinhalts geführt hat. Um ein solchen massiven Zufluss in sommerlichen Hochwasserereignissen bei gleichzeitiger Sicherstellung der Daseinsvorsorge auch bei höheren Stauspiegeln schadlos einspeichern zu können, ist die zentrale Herausforderung, Lösungen in neuen Bewirtschaftungsplänen bereitzustellen. Um das System optimal zu steuern und diese Nutzungskonflikte best möglich aufzulösen, sind flexible Betriebspläne notwendig, die sowohl Wassermenge als auch -güte berücksichtigen. Planfestgestellte Niedrigwasseraufhöhungsverpflichtungen wie an der Großen Dhünn-Talsperre, die starre Werte enthalten, lassen keine adäquate Reaktion auf immer volatiläre Umweltbedingungen zu. Seit 2015 stehen Wupperverband und Aufsichtsbehörde im Dialog, um eine Planfeststellungsänderung zu erwirken. Dieses Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung ist ein langer Weg. Gerade nach den immensen Schäden im Wupperverbandsgebiet während des Hochwasser 2021 und den steigenden Anforderungen an Klimafolgenanpassungen bedarf es verfahrenstechnischer Lösungsansätze, die zeitnahe Betriebsregeländerungen möglich machen und nicht erst Gegenstand langwieriger Verwaltungsverfahren sind.Veränderung der Limnologie im Zürichsee und Konsequenzen für die Trinkwasserversorgung | Oliver Köster, Wasserversorgung ZürichDie Wasserversorgung Zürich misst seit den 1970er Jahren verschiedene limnologische Parameter ihrer wichtigsten Rohwasseressource. Aufgrund klima- und kulturbedingter Einflüsse änderte sich die Qualität des Zürichseewassers in den letzten 130 Jahren kontinuierlich. Anhand von ausgewählten Beispielen (Eutrophierung/Re-Oligotrophierung, sich ändernde Planktonzusammensetzung, Wassertemperaturanstieg, toxischen Sekundärmetaboliten von Cyanobakterien, Folgen von Sauerstoffminima, invasive Arten) werden die vergangenen und zukünftigen Herausforderungen und Konsequenzen für die Aufbereitung des Zürichseewassers zu einem biologisch stabilen Trinkwasser aufgezeigt. Die optimierten Multibarrierensysteme der Zürcher-Seewasserwerke mit einer effizienten Partikelentfernung, Oxidation und Desinfektion mit Ozon, biologischen Abbaustufen und molchbaren Seewasserentnahmeleitungen in Kombination mit einem vorsorglichen Gewässerschutz dürften auch in Zukunft in der Lage sein ein sicheres und preisgünstiges Trinkwasser zu liefern.Neue Talsperren in Niedersachsen? | Andreas Lange, Harzwasserwerke GmbH, HildesheimIm Rahmen des EFRE-Verbundforschungsvorhabens „Energie- und Wasserspeicher Harz“ wurden Maßnahmen untersucht, wie durch die Erweiterung und den Neubau von ober- und unterirdischen Speichern im Harz 1. die Ziele der Energiewende „Speicherung und Ausbau regenerativ erzeugter Energie“ in Niedersachsen wesentlich unterstützt, 2. wichtige wasserwirtschaftliche Systemdienstleistungen wie Hochwasserschutz, Trinkwassergewinnung und Niedrigwasseraufhöhung langfristig unter dem Einfluss des Klimawandels sichergestellt werden können. Als Ergebnis wurden sechs vielversprechende Standortvarianten genauer betrachtet, um die oben genannten Ziele zu erreichen. Demnach ließe sich durch den Neubau und die Erweiterung von Speichern ein zusätzliches Volumen von insgesamt rd. 90 Mio. m³ schaffen. Zum Vergleich: Das Speichervolumen der sechs großen Talsperren im Westharz beträgt zurzeit 182 Mio. m³. Die sechs Maßnahmen liefern in Summe ein realisierbares Pumpspeicherpotenzial von 1000 MW und könnten bis zu 35 Mio. m³ pro Jahr für die Trinkwassergewinnung zusätzlich bereitstellen. Als Folgeprojekte zum Forschungsvorhaben „Energie- und Wasserspeicher Harz“ sind ab 2024 verschiedene Machbarkeitsstudien angedacht, in denen mit Förderung des Landes Niedersachsen die technische Realisierbarkeit der entwickelten Talsperrenvorhaben genauer untersucht wird.Synergien zwischen Wasserwirtschaft und Forschung zur Klimaanpassung von Trinkwassertalsperren | Karsten Rinke, UFZ, Dept. SeenforschungFür eine Klima-angepasste Bewirtschaftung unserer Talsperren müssen das notwendige Fachwissen vorhanden sein bzw. bestehende Wissenslücken geschlossen werden, um effektive Anpassungsstrategien zu identifizieren und anschließend zu implementieren. Obwohl zahlreiche Klimaprognosen mit unterschiedlichen Zeithorizonten und Entwicklungspfaden vorliegen, ist es aber immer noch schwierig, konkrete Handlungsempfehlungen für die Wasserwirtschaft abzuleiten.Der Praxis-bezogene Forschungsbedarf fokussiert u.a. auf zwei Handlungsfelder: (i) Die prognostizierten Klimaveränderungen müssen auf die lokalen Verhältnisse des Systems Einzugsgebiet-Talsperre-Ökosystem „übersetzt“ werden, sodass die Veränderungen in Wasserdargebot, chemischer Beschaffenheit und Ökosystemeigenschaften greifbar werden. Nur bei belastbaren Prognosen der zu erwartenden lokalen Veränderungen können konkrete und angepasste Maßnahmen entworfen und dimensioniert werden. (ii) Als Antwort auf die anstehenden Veränderungen müssen Lösungen zur Klimaanpassung der Talsperren entworfen und evaluiert werden. Dies zielt auf die Entwicklung neuer Instrumente, um im Sinne einer Früherkennung ggf. eintretende Problemsituationen zu vermeiden oder abzumildern. Als wichtiges Instrument in der Klimaanpassung werden Modelle genutzt, um Prognosen zu erstellen, bestehende Bewirtschaftungskonzepte zu evaluieren, neue Bewirtschaftungskonzepte zu entwickeln und durch Simulation in ihrer Wirkung und Wirtschaftlichkeit zu testen. Als Herausforderung müssen hierbei sowohl Klimaprognosen und Einzugsgebietsverhältnisse als auch die physiko-chemischen und ökosystemaren Dynamiken im Wasserkörper beachtet werden. Detaillierte Studien in der größten deutschen Trinkwassertalsperre, der Rappbodetalsperre, zeigen exemplarisch, dass wirksame Möglichkeiten für eine Klima-angepasste Talsperrenbewirtschaftung identifiziert werden können. Neben den Modellanwendungen zur Optimierung der Bewirtschaftung werden aber auch neue Strategien in der Wassergüteüberwachung und neue Instrumente zur schnellen Bewältigung von Notsituationen benötigt. Bestehende Kooperationen zwischen Forschung und Wasserwirtschaft dokumentieren einen Mehrwert für beide Seiten und übertragbare Anpassungsstrategien können definiert werden.Maßnahmen zur Klimaanpassung bei der Landestalsperrenverwaltung Sachsen | Stephan Schuch, Landestalsperrenverwaltung des Freistaates SachsenDie Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen (LTV) betreibt insgesamt 87 Stauanlagen, darunter 25 Trinkwassertalsperren. Mit den Trinkwassertalsperren, welche in ihrer Hauptfunktion der Rohwasserbereitstellung für die öffentliche Trinkwasserversorgung dienen, werden etwa 40 % des Trinkwasserbedarfs im Freistaat Sachsen gedeckt. Regionale Schwerpunkte der Rohwasserbereitstellung aus Talsperren liegen im Mittel- und Osterzgebirge und im Vogtland sowie den Ballungsräumen Chemnitz und Dresden. In den vergangenen Jahren bzw. Jahrzehnten war die Talsperrenbewirtschaftung in Sachsen durch verschiedene hydrologische Extremereignisse geprägt. Hierzu zählen inbesondere die Extremhochwasserereignisse zwischen 2002 bis 2013 sowie seit 2014 die ausgeprägte Trockenperiode mit den extremen Trockenjahren 2018 bis 2020. Infolge der vorgenannten Extremereignisse wurden in der Vergangenheit bereits verschiedene administrative Anpassungen hinsichtlich der Bewirtschaftung der Talsperren (z. B. Änderung Stauraumaufteilung) vorgenommen, aber auch zahlreiche bauliche Maßnahmen (z. B. Anpassung Hochwasserentlastungsanlagen, Epilimnische Entnahmeeinrichtungen usw.) geplant und teilweise bereits umgesetzt. Derzeit werden Untersuchungen zur Entwicklung der Rohwasserabgabe der sächsischen Talsperren mit Blick auf den fortschreitenden Klimawandel durchgeführt. Dabei werden unter Berücksichtigung der vorliegenden und geeigneten Klimaprojektionen für bestimmte Klimaszenarien umfassende Berechnungen zur Prognose der Klimaauswirkungen auf die Dargebotsentwicklung in den Talsperrenzuflüssen durchgeführt. Die Ergebnisse liegen bereits für die Trinkwassertalsperren der LTV vor. Auf Basis der Klimaprojektionen zeichnet sich in regional unterschiedlicher Ausprägung grundsätzlich ab, dass eine Reduzierung der Leistungsfähigkeit zu erwarten ist. Nach Abgleich mit den aktuellen Bedarfen werden darauf aufbauend erste vertiefende Untersuchungen an besonders betroffenen Talsperren unternommen, um mögliche und realisierbare Maßnahmen zu entwickeln, die diesem Trend entgegenwirken. Ziel ist es, die Maßnahmen zu identifizieren, mit welchen die Leistungsfähigkeit langfristig und nachhaltig stabilisiert oder ggf. auch gesteigert werden kann, um auch in Zukunft weiterhin die Bedarfe zu decken und die Wasserversorgung in Sachsen sicher gewährleisten zu können.Auswirkungen des Klimawandels auf den Trinkwasserbedarf | Matthias Standfuß, Elbaue-Ostharz GmbHDie Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH versorgt im mitteldeutschen Trockengebiet mehr als 2 Mio. Einwohner mit Trinkwasser. Das Unternehmen bereitet Rohwasser der Rappode-Talsperre und Grundwasser/Uferfiltrat der Elbe zu Trinkwasser auf und beliefert über sein Fernleitungsnetz die Weiterverteiler in der Region.Auswirkungen des Klimawandels sind nicht nur auf der Ressourcenseite zu verzeichnen, sondern auch auf der Bedarfsseite. Erfahrungen zeigen, dass in heißen und trockenen Zeiten erheblich höherer Trinkwasserbedarf besteht als gewöhnlich. Solche Szenarien werden künftig häufiger zu erwarten sein. Um den Handlungsbedarf bei Ausbau und Erneuerung der technischen Anlagen festzulegen sowie eine zukunftssichere Dimensionierung zu sichern, müssen die zu erwartenden Einflüsse des Klimawandels auf den künftigen Wasserbedarf abgeschätzt werden. Eine entsprechende Analyse gestaltet sich schwierig, da der Trinkwassergebrauch durch eine Vielzahl verschiedener Einflüsse bestimmt wird, die z.T. nicht oder nur mit hohem Aufwand quantifizierbar sind. Am Beispiel der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH wird im Vortrag eine abschätzende Auswertung der in den letzten Jahren verzeichneten Trinkwasserbedarfe vorgenommen. Es werden die Erwartungen des Unternehmens in Bezug auf die Größenordnung künftig zu erwartender Veränderungen benannt. Es wird der Schluss gezogen, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf die zu erwartende jährliche Absatzmenge vergleichsweise gering ausfallen werden. Hingegen muss mit deutlichen Erhöhungen der Spitzenabgaben gerechnet werden, die auch über mehrere Tage anhalten können. Folglich müssen die Kapazitäten der Wasseraufbereitungs- und -transportanlagen signifikant erhöht werden, um den zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels gerecht zu werden. In der Folge stehen die Wasserversorger vor erheblichen Zusatzinvestitionen in Spitzenkapazität, deren Refinanzierung nicht durch den geringen Anstieg der jährlichen Produktionsmenge gesichert wird.